Meerschweinchen

eine kleine Einführung

Meerschweinchen sind relativ pflegeleichte Heimtiere, werden also in der Regel schnell zutraulich. Die meisten Individuen haben ein überaus freundliches Wesen und lassen sich gern mal streicheln. Kein Wunder also, dass die possierlichen Nager nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern sehr beliebt sind. Ab einem Alter von etwa acht bis zehn Jahren können Kinder die Pflege übernehmen, wenn sie hierbei von ihren Eltern unterstützt werden. Meerschweinchen sind jedoch keine " Kuscheltiere", die ständig herumgetragen und gestreichelt werden möchten. Die Eltern sollten ihren Kindern daher die tiergerechte Pflege und den richtigen Umgang mit den Tieren nahebringen. Zum Wohl der Tiere ist von Spontankäufen abzuraten. Man sollte sich vor der Anschaffung überlegen, ob Meerschweinchen wirklich die richtigen Heimtiere sind. Meerschweinchen werden etwa acht Jahre alt. Zu den regelmäßigen Ausgaben für Futter und Einstreu kommen häufig höhere Tierarzt - Kosten, da es im Krankheitsfall für die Tiere lebensnotwenig ist, dass sie schnell und fachkundig behandelt werden. Dies ist auch mit Mühe verbunden, denn kranke Meerschweinchen brauchen besonders viel Pflege.

1. Vor der Anschaffung bedenken

Haltung von Meerschweinchen gut überlegen

Meerschweinchen sind nicht schwer zu halten, aber sie haben einige Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen. Da Meerschweinchen sehr sozieale Gruppentiere sind, ist es überaus wichtig, dass sie mit mindestens einem Artgenossen zusammenleben. Kein Mensch oder Kaninchen kann einen artgleichen Partner ersetzten ! Daneben benötigen die Nager ein abwechslungsreich gestaltetes, ausreichend großes Gehege, das regelmäßig gereinigt werden muss. Hinzu kommt eine relativ aufwendige Fütterung, da die Tiere täglich Frischfutter in Form von Gemüse, Obst und Kräutern benötigen, Heu und etwas Trockenfutter sind nicht genug. Ist man sich nicht sicher, ob man diesen Ansprüchen gerecht werden kann, sollte man von einem Kauf besser Abstand nehmen. Versorgt man einige Tiere vorübergehend, kann man im Alltag relativ leicht sehen, ob die Tiere zu einem passen oder nicht.

Fragen vor dem Kauf

• Sind alle Familienmitglieder/ Mitbewohner einverstanden mit den neuen Haustieren ? 
• Ist jemand allergisch gegen Tierhaare oder Heu ?
• Hat man genug Zeit, sich mit den Meerschweinchen täglich zu beschäftigen ? 
• Ist man bereit, alle anfallenden Kosten zu übernehmen?
• Hat man ausreichend Platz für ein großes Gehege ? 
• Respektieren alle Familienmitglieder die Bedürfnisse der Tiere ?
• Meerschweinchen sind keine " Kuscheltiere "? 
• Kann man damit leben, dass die Meerschweinchen Dreck machen werden ? 
• Leben bereits andere Heimtiere im Haushalt & vertragen sie sich mit Meerschweinchen ? 
• Ist für eine Urlaubsbetreuung gesorgt ?

Nur wenn man alle Fragen mit " Ja " beantworten kann, steht dem Kauf der Meerschweinchen nichts entgegen !

Meerschweinchen im Urlaub

Bei Kleinsäugern ist ein gemeinsamer Urlaub schwierig, da der Käfig, Eigenbau oder Gehege, schwer zu transportieren ist und die wenigsten Ferienunterkünfte Kleinsäuger zulassen. Außerdem reagieren Meerschweinchen sehr sensibel auf Veränderungen ihrer gewohnten Umgebung, weswegen jeder Transport ein großer und in diesem Fall vermeidbarer Stressfaktor ist. Am besten werden die Meerschweinchen zu Hause von einem Tiersitter gepflegt.

2. Woher kommen die Meerschweinchen ?

Worauf man beim Kauf achten sollte

Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass alle Meerschweinchen gesund und tiergerecht untergebracht sind. Von zu kleinen, unsauberen Käfigen oder gemeinsamer Unterbringung mit Kaninchen sollte man absehen. Sie sollten nach Geschlechtern getrennt sein und erst ab einem Alter von mindestens vier Wochen (bei einem Körpergewicht von ca. 300g.) abgegeben werden, da sie sonst zu Verhaltensauffälligkeiten und gesundheitlichen Problemen neigen. Kauft man kranke Meerschweinchen aus Mitleid, unterstützt man nur die schlechten Haltungs- und Zuchtbedingungen. Ein gesundes Meerschweinchen erkennt man insbesondere an gepflegtem Fell, klaren Augen und einer sauberen Anogenitalregion.

Tierheim oder Tierschutzorganisation ?

Hier wird man in Sachen Haltung & Pflege der Nager fachkundig beraten. Hat man bereits ein Meerschweinchen und sucht nach einem geeigneten Artgenossen, wird auch bei der Vergesellschaftung geholfen. Außerdem sind die Tiere meist bereits tierärztlich untersucht und die Männchen kastriert.

Vom Züchter ?

Begeistert man sich für eine bestimmte Rasse, kann sich der Weg zum Züchter lohnen. Dort erfährt man alles über die bisherigen Lebensbedingungen. Ein seriöser Züchter verfügt über große, gepflegte Ställe und gibt nur gesunde Tiere ab, die nicht zu früh von der Mutter getrennt wurden.

Zoofachhandel/ Kleintierbörse

Hier ist der Vorteil, dass auch das ganze Zubehör gekauft werden kann. Allerdings sollte das Gehege schon vor dem Einzug fertig eingerichtet sein. Leider werden die Tiere hier aber nicht immer artgerecht gehalten und versort. Die Meerschweinchen sollten optimal untergebracht sein und es sollte stets frisches Heu & Trinkwassen zur Verfügung stehen. Eine gute Beratung ist außerdem wichtig ! Ein Nachteil ist, dass man selten Informationen über das Vorleben bekommt. Am besten gibt man den Tieren zunächst das aus dem Zoofachgeschäft gewohnte Futter. 

Meerschweinchen als Geschenk ?

Von einem Spontangeschenk an unwissende "dritte" ist dringend abzuraten, denn man verschenkt nicht mal eben etwas was man bei nicht gefallen einfach wegwerfen kann. Zum anderen ist die richtige Haltung und Pflege mit sehr viel Arbeit und Zeitaufwand verbunden. Sollte man sich dennoch entschieden haben jemanden ein Meerschweinchen zu schenken, ist es ratsam, demjenigen einiges Zubehör direkt zu schenken und einen Gutschein für den Meerschweinchenkauf beizulegen. Denn die meisten Menschen haben eher Bezug zu einem Tier, welches Sie sich selbst ausgesucht haben. Wenn man selbst mal ein Meerschweinchen geschenkt bekommt, sollte man sich so schnell wie möglich um eine entsprechende Behausung, Futter und Einstreu usw. kümmern (am besten schon vorher kaufen), denn so ersparrt man dem Tier eine längere Zeit in einem Pappkarton oder Kiste eingesperrt zu bleiben. Aber egal ob man ein Meerschweinchen geschenkt bekommt, oder sich selbst einen kleinen "Rasenmäher" zulegt, man sollte immer bedenken, dass es sich dabei um ein Lebewesen handelt das artgerecht gehalten werden sollte!!!

3. Rund ums Verhalten von Meerschweinchen

 Über das Umfangsreiche Verhaltensrepertoire

Beobachtet man die Meerschweinchen, stellt man fest, wie " gesprächig " die geselligen Nager sind. Das Vielseitigste (Sozial) Verhalten zeigen die Tiere in größeren und gemischtgeschlechtlichen Gruppen. Innerhalb des Verbandes und der Geschlechter gibts es ein komplexes, hierarchisches Sozialsystem. Meerschweinchen betreiben im Gegensatz zu vielen anderen sozialen Säugern keine gegenseitige Fellpflege und kuscheln in der Regel auch nicht miteinander.

Lautsprache

-Brummen (Brommseln): Umwirb ein Männchen ein brünstiges Weibchen, gibt es dabei brummende oder gurrende Laute von sich. Dabei bewegt sich der Bock langsam wiegend, meist leicht seitlich gestellt mit gesenktem Kopf und aufgestellten Nackenhaaren auf das Weibchen zu. 

-Fiepen: Jungtiere fiepen, wenn sie nach ihrer Mutter rufen. Auch ältere Tiere äußern diesen Klagelaut manchmal.

-Grunzen: Zur Begrüßung von Argenossen grunzen Meerschweinchen freundlich. 

-Glucksen: Meerschweinchen, die sich wohl fühlen, glucksen und murmeln zufrieden. 

-Gurren: Mit dieser Lautäußerung versuchen die Nager sich gegenseitig zu beruhigen.

-Pfeifen: Bei Gefahr warnen die Tiere sich durch ein lautes, abgehacktes Pfeifen, worauf sich die anderen Gruppenmitglieder in ihren Höhlen verstecken.

-Quieken (fordernd): Meerschweinchen, die um Futter betteln, quieken laut und fordernd.

-Quieken (schrill): Ein schrilles Quieken ist ein Zeichen von Angst, Schmerzen oder starkem Unwohlsein.

-Zähnewetzen: Lautes Zähnewetzen dient bei Rangordnungsdifferenzen als Imponiergehabe und Warnlaut. 

-Zirpen: Dieser Laut ähnelt einem Vogelzwitschern und wird in rhytmischer Folge ausgestoßen, wenn die Tiere angespannt sind, z.B. bei Rangordnungsdifferenzen oder wenn sie sich erschreckt haben.

4. Mitbewohner gesucht

 Meerschweinchen und andere Heimtiere

Eine häufige Konstellation sind Meerschweinchen und Kaninchen. Die Annahme, dass die Tiere sich gut vertragen würden, kommt daher, dass die Tiere oft vollkommen friedlich nebeneinander herleben. Nicht selten kuscheln Kaninchen mit den Meerschweinchen, was als Liebesbeweis gedeutet wird. Fakt jedoch ist, dass beide eine sehr unterschiedliche Laut- und Körpersprache besitzen. Während Kaninchen einander das Fell lecken und den Körperkontakt suchen, ist Kuscheln bei den Nagern ein Zeichen von Unsicherheit und Stress. Werden sie von Kaninchen zwangsgekuschelt, können sie sich häufig nicht dagegen wehren. Kaninchen sind schon allein wegen ihrer Körpergröße überlegen. Ein weiterer Unterschied ist, dass Meerschweinchen tagaktiv und Kaninchen dämmerungsaktiv sind.

Kaninchen als Partner ?

Zu den meisten Missverständnissen kommt es allerdings durch die unterscheidliche Sprache. Ein Kaninchen, das einen Artgenossen auffordert, ihm das Fell zu lecken, legt seinen Kopf flach auf den Boden und schiebt ihn unter den des Partnertieres. Ein Meerschweinchen aber reagiert auf das Verhalten des Kaninchen mit einem aggressiven Anheben der Schnauze. Meerschweinchen brauchen also immer mindestens einen Artgenossen !! Mehrere Kaninchen und Meerschweinchen können aber durchaus gemeinsam Auslauf bekommen, solange sie friedlich miteinander umgehen bzw. sich aus dem Weg gehen.

Andere Nager und Vögel

Andere Nager, Wie Farbratten, Chinchillas, Hamster und Degus, passen noch weniger zu Meerschweinchen. Die Tiere können aber im gleichen Zimmer gehalten werden, wenn es durch die verschiedenen Aktivitätsphasen nicht zu Ruhestörungen kommt. Ein gemeinsamer Auslauf sollte hingegen vermieden werden. Vögel, die laut zwitschern und kreischen, können für Meerschweinchen eine Lärmbelästigung darstellen. Wenn sie im Zimmer herumfliegen, ist es möglich, dass sie den Fluchtinstinkt der Nager wecken. Am besten werden Vögel und Meerschweinchen nicht im gleichen Raum untergebracht.

Hunde & Katzen

Katzen und Hunde, die von klein auf an Meerschweinchen gewöhnt sind, belästigen die Nager normalerweise nicht. Allerdings sind Hunde und Katzen Raubtiere, die einen Spiel- und Jagdtrieb besitzen. Mitunter versuchen Katzen durch die Gitterstäbe zu angeln, was für Meerschweinchen Stress bedeutet. Hunde bellen Nager eventuell an und verängstigen sie damit. Reagieren die Meerschweinchen in irgendeiner Form ängstlich oder gestresst auf Hund oder Katze, sollten sie räumlich getrennt bleiben. Friedlich Hunde und Katzen dürfen sich im gleichen Raum aufhalten. Von einem gemeinsamen Freilauf ist aber abzuraten ! Andere Raubtiere wie z.B. Frettchen sollten grundsätzlich außerhalb der Reichweite von Meerschweinchen bleiben.